Speisenangebot
Kleine Änderung, große Wirkung? – Nudging in der Schulverpflegung
Welche Lebensmittel gesund sind und welche nicht, lernen schon die Kleinsten in jungen Jahren. Trotzdem zählen Nudelgerichte, Pizza, Pfannkuchen und Pommes zu den begehrtesten Speisen in der Schulverpflegung. Was wir essen, beruht nicht nur auf rationalen Entscheidungen. Es gibt eine Reihe von Motiven, die beeinflussen, was, wann, wo, mit wem und wieviel wir essen. Dazu zählen zum Beispiel Gemeinschaft beim Essen, Präsentation der Speisen, Tradition, Genuss oder gesundheitliche Aspekte. Tagtäglich treffen wir rund 200 Essentscheidungen – die wenigsten davon bewusst.
Clevere Speisenwahl
Leichter Zugang zur „gesunden Wahl“
Das Kooperations-Projekt „smarter lunchrooms“ des Kompetenzzentrums für Ernährung hat solche indirekten Ansätze für die Schulverpflegung erprobt. Speisenausgabe und -präsentation sind so gestaltet, dass die „gesunde Wahl“ auch gleichzeitig die einfachere und bequemere Wahl ist. Das Angebot wird nicht eingeschränkt, aber verändert. Beispielsweise wird Obst im Vordergrund und in attraktiven Behältnissen angeboten. Vollkornprodukte werden mit ansprechenden Aufklebern gekennzeichnet und der Blick auf süßes Kleingebäck durch Abkleben der Scheibe erschwert. Schüler wählen das für sie attraktivste Angebot selbst aus. Solche freien Entscheidungen wirken bis ins spätere Leben.
- Die Reihenfolge des Buffets kann das Ernährungsverhalten positiv beeinflussen. Die Speisenkomponenten zu Beginn werden häufiger gewählt, als die am Ende einer Ausgabe.
- Das Ausgabepersonal macht auf gesunde Tagesangebote aufmerksam.
- Gesundheitsförderliche Alternativen stehen im Speiseplan und auf der Tageskarte vorne. Dort können sie auch farblich hervorgehoben werden.
- Die gesündere Wahl wird in der Ausgabelinie als erstes angeboten.
- Die gesündere Wahl wird in der Ausgabelinie als erstes angeboten.
- Vollkornreis wird als Standardbeilage gereicht. Auf Nachfrage steht normaler Reis zur Verfügung.
- Wasser wird kostenfrei an ansprechenden Trinkstationen angeboten.
- Gesundheitsförderliche Angebote werden besonders ansprechend präsentiert. Schönes Geschirr und Besteck kann gezielt eingesetzt werden. Alleine bunte Servietten können schon einen Unterschied machen.
- Eine Salattheke wird so platziert, dass Schülerinnen und Schüler sie nicht ignorieren können, sondern der Laufweg an ihr vorbeiführt.
- Eine größere Auswahl an Gemüse erhöht auch die verzehrte Menge, deshalb: Vielfalt gesunder Speisen erhöhen.
- Gesunde Alternativen werden kostengünstiger angeboten.
- Vollkornbrötchen werden in lustigen Formen angeboten oder Obst- und Gemüsespeisen witzige Namen gegeben.
- • Obst und Gemüse in geschnittenen und kindgerechten Portionen anbieten. Auch ungewöhnliche Formen machen Lust zu Probieren. Ebenso bieten sich besonders bei älteren Schülern portionsgerechte „to-go“-Angebote an.
Die Mischung macht´s
Sie wollen mehr erfahren?
Wenn Sie gerne mehr zum Thema "Nudging" erfahren möchten, bietet die Video-Selbstlerneinheit zahlreiche Beispiele sowie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Umsetzung von Nudging in der Gemeinschaftsgastronomie.
Weitere Handlungsempfehlungen zur Umsetzung von Nudging-Maßnahmen in Schulmensen finden Sie zum Nachlesen in der Broschüre "Nudging leicht gemacht".
Stand: Dezember 2023
Literatur
Just, D.; Wansink, B. (2009): Smarter Lunchrooms: Using behavioral economics to improve meal selection. In: Choices. The Magazine of Food, Farm and Resource Issues. 3rd Quarter 2009 | 24 (3)
Keller, C. (2015): Essenswahl von Kindern und Jugendlichen: Möglichkeiten und Grenzen der Einflussnahme. Vortrag im Rahmen des Kongresses „Gute Noten für die Schulverpflegung? – Ansatzpunkte für die Praxis“, 21. Mai 2015, Kulmbach
Kompetenzzentrum für Ernährung (Hrsg.) (2018): Nudging- leicht gemacht. Praktische Handlungsempfehlungen für die Schulmensa
Renner, B. (2015): Ernährungsverhalten 2.0. Veränderungen durch explizite und implizite Interventionen. In: Ernährungs Umschau 1/2015: M36–M46.
Wansink, B. et al. (2012): Attractive names sustain increased vegetable intake in schools. In: Preventive Medicine 55 (2012): 330–332.
Winkler, G. (2014): Ein kleiner Stupser…. In: Schulverpflegung 1/2014: 20–21.
Winkler, G. (2015): Die gesunde Wahl anstupsen: „Nudging“. In: Esspress 02–2015: 5.